Stuhlinkontinenz

Regelmäßiges Schließmuskeltraining kann eine Stuhlinkontinenz bessern.

Pathogenese und Symptome

Funktionsstörungen des analen Kontinenzorgans sind eine für den Patienten wie auch seine Umgebung stark belastende Situation, die nicht selten in die soziale Isolation führt. Betroffen sind überwiegend Frauen, die sich bei Entbindungen Beckenboden- und Schließmuskelerverletzungen zuziehen.
Zur Differenzierung der Inkontinenz ist eine eingehende Befragung des Patienten notwendig. Erhoben werden sollten vorausgegangene Operationen, Geburten, Verletzungen, Stuhlgewohnheiten und -konsistenz, Medikamenteneinnahme, Ernährungsgewohnheiten usw. Wichtig ist es auch, zur Beurteilung des
Leidensdrucks und des Ausmaßes der Kontinenzstörung zunächst zu erfahren, was der Patient überhaupt unter einer Stuhlinkontinenz versteht. Die Erfassung kann deskriptiv sein (Abfragen der unterschiedlichen Stuhlqualitäten) oder über bestimmte Tabellen bzw. Punktesysteme (sog. “Score-Systeme” -
zum Beispiel Cleveland Clinic Incontinence Score) erfolgen.

Die körperliche Untersuchung beginnt mit der Inspektion der Analregion. Hier können bereits ein klaffender Anus, perianale Verschmutzungen und Einrisse, Verziehungen des Anus,
Narben sowie Lage- beziehungsweise Formveränderungen des Anus und der Dammregion Hinweise auf eine manifeste Inkontinenz liefern. Die Untersuchung des Anus und des Enddarmes mit dem
Finger prüft den Ruhedruck des Schließmuskelapparats sowie die maximale Kraft beim Anspannen des äußeren Schließmuskels. Das im Einzelfall weiterführende fachärztliche
Untersuchungsspektrum umfasst u.a. die Ultraschalluntersuchung des Schließmuskelapparates, sowie des Enddarmes und des Beckenbodens mit einer Spezialsonde, die in den Enddarm
eingeführt wird. Eine durch Nervenschäden bedingte Störung kann durch Untersuchungen der Nerven/ Muskelfunktion und Koordination differenziert werden und erlaubt die Abgrenzung
gegenüber muskulären Defekten.

Therapie

Durch eine konservative Therapie lassen sich operative Eingriffe in den meisten Fällen vermeiden. Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen:

Eindicken des Stuhls mittels Kostumstellung (schlackenarme Ernährung); Behandlung einer Diarrhö, gegebenenfalls auch medikamentös (zum Beispiel mit Loperamid); regelmäßiges
aktives Schließmuskeltraining nach vorheriger physiotherapeutischer Anleitung und mittels elektrostimulation sowie Biofeedback (dabei wird eine kleine Sonde in den Anus
eingebracht, die die vom Patienten durchgeführten Muskelübungen sozusagen überwacht, und mittels eines kleinen Bildschirmes oder auch als Ton oder Sprachmodul eine Rückmeldung -
daher “Feedback”- über die Richtigkeit bzw. Effektivität der eben durchgeführten Übung an den Patienten liefert. Diese Sonde kann zusätzlich mit kleinen schwachen Stromstößen zu
einer verstärkten Aktivität der Schließmuskeln führen und das Trainigsergebnis in geeigneten Fällen noch verbessern). Die Indikation zur Operation ist stets sehr sorgfältig zu
prüfen. An operativen Maßnahmen stehen verschiedene, teilweise sehr aufwändige und technisch anspruchsvolle Verfahren zur Verfügung , die im Einzelfall mit dem Patienten zu
besprechen sind.

In geeigneten Fällen kommen neue Verfahren zur Anwendung, z.B. die sog. "Gate Keeper Operation", bei der operativ Platzhalter zwischen den inneren und äußeren Schließmuskel implantiert werden, die zu einem erhöhten Muskeldruck des Ausganges und damit wieder zur Kontinenz führen. Zielgruppe für diese operative Methode sind mittelschwere bis schwere Schließmuskelschwächen.
Ebenfalls ein neues Verfahren ist die "SNM" (sakrale Neuromodulation). Dabei wird eine elektrische Sonde direkt an die austretenden Nerven am Kreuzbein der Wirbelsäule angelegt, die über Stromstöße eine Daueraktivität des Nervs und dessen Zielmuskels, nämlich des Schließmuskels erreicht. Die Sonde sowie das zugehörige stromerzeugende Aggregat (nicht größer als ein Herzschrittmacherkästchen) werden dabei unsichtbar unter die Haut eingepflanzt. Um dann eine Darmentleerung durchzuführen, kann der Patient das Gerät mit einem Magneten durch Auflegen auf die Haut vorübergehend aussschalten und nach Beendigung des Vorgangs wieder einschalten.

Das Anlegen eines Anus praeter gilt als allerletzte Lösung. Viele Patienten sind nach jahrelangem Leidensweg mit möglicherweise mehreren operativen Eingriffen mit einem gut zu versorgenden künstlichen Darmausgang höchst zufrieden und können allen Aktivitäten des täglichen Lebens ohne Einschränkung nachgehen.

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